Brot – Bildung - Bäume

Die Stadtverwaltung von Awassa stellte dem Kinderzentrum am Fuße des Berges Tabour ein über zwei Hektar großes, unbepflanztes Gelände zur Verfügung. Es wurden sukzessive im landestypischen Baustil Tukuls (Rundbauten) errichtet, Wasser- und Stromleitungen verlegt und zusammen mit den Waisenkindern Gemüsegärten, Spielplätze und Tiergehege angelegt. Mit Unterstützung der amerikanischen Regierung (Pepfar) konnten zwei Wohnhäuser für 50 HIV/Aids-Waisenkinder gebaut werden. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit stellte 2006 einen Grundstock in Höhe von 37.000€ für die Einrichtung von Ausbildungswerkstätten für Jugendliche zur Verfügung.

Betreut werden die 45 ständig im Dorf lebenden Kinder und 25 extern untergebrachten Jugendlichen vom Dorfleiter Girma Melesse, einem Sozialarbeiter und fünf Pflegemüttern. Hinzu kommen weitere Angestellte wie Wächter, ein Gärtner und die Ausbilder in den Fachwerkstätten. Insgesamt beschäftigt das Hawassa Children’s Center (HCC) und das Vocational Training Center (VTC) 23 Angestellte für insgesamt etwa 1500€ im Monat.  Alle im Kinderdorf tätigen Mitarbeiter stammen aus Äthiopien, auch um die die Selbstbestimmung und Akzeptanz im Land zu befördern. Wegen des ungebrochen großen Bedarfs ist eine Aufstockung von 70 auf 80 Waisenkinder für 2011 im Kinderdorf erforderlich  und auf dem Gelände ist daher ein weiteres Schlaf- und Wohnhaus in der Planung.

Von der Stadtverwaltung, der Polizei oder von SOS Enfants Ethiopie werden elternlose Kinder ab einem Alter von drei Jahren dem Kinderdorf zugewiesen, vorwiegend HIV/Aids-Waisen, aber auch Kriegswaisen und Risikokinder. In das Ausbildungszentrum (VTC) werden überwiegend Jugendliche aus prekären Lebensverhältnissen aufgenommen, um auch ihnen eine berufliche Chance zu geben. Eine besondere Unterstützung erhalten hierbei junge Frauen, für die eine berufliche Qualifizierung in der Regel nicht vorgesehen ist.

Etwa ein Dutzend Kinder zwischen fünf und acht Jahre gehen tagsüber in eine nahe gelegene Vorschule (lower and upper Kindergarten genannt). Die Schulkinder besuchen kostenpflichtige Privatschulen, da staatliche Schulen in Awassa oft überfüllt sind. Der Unterricht findet überwiegend in Englisch statt, die Landessprache Amharisch wird aus schulbehördlichen Gründen weniger unterrichtet, so dass alle Kinder zweisprachig erzogen werden. Durch den Besuch von Privatschulen werden die Schüler aus dem Kinderdorf von Anfang an gesellschaftlich integriert, einer sozialen Ausgrenzung soll damit vorgebeugt werden.

Die Schüler des Hawassa Children’s Center sind hoch motiviert und sehr lernwillig, was sich auch in ihren überdurchschnittlichen Schulnoten ablesen lässt. Neben der Hausaufgabenbetreuung gibt es für neue Kinder und schwächere Schüler Förderunterricht, um auch ihnen eine Chance zu geben schnell auf das geforderte Level zu kommen. Derzeit übernehmen die drei Fördervereine für 60 Schulkinder anfallende Kosten für Schulgebühren, Materialien, Förderunterricht und einheitliche Schulkleidung usw.

Darüber hinaus hat sich der Beverunger Verein entschlossen, den Besuch von weiterführenden Fachschulen und Universitäten im Land zu fördern und zu finanzieren. Die Motivation der Schüler ist sehr groß, und in den vergangenen Jahren haben einige von ihnen Abschlüsse an Fachschulen und an der Universität vorgelegt. Diese Entwicklung gilt es auch weiterhin zu unterstützen, denn Äthiopien braucht für seine Entwicklung dringend Fachkräfte aus dem eigenen Land.

Mit 16 Jahren verlassen die Jugendlichen in der Regel die Obhut des Kinderdorfs und leben bei Angehörigen oder in Wohngemeinschaften, um sich auf ein selbstständiges und eigenverantwortliches Leben vorzubereiten. Freilich werden die Jugendlichen mit ihren Sorgen und Nöten nicht allein gelassen, sondern weiterhin von unserem Sozialarbeiter intensiv betreut und kommen zu regelmäßigen Versammlungen in das Kinderdorf zurück. Das Dorf ist für sie auch weiterhin ihre „große Familie“.

Auf dem begrünten Gelände des Kinderdorfs erlernen die Kinder von Anfang an quasi spielerisch die Grundlagen einer nachhaltigen Landbewirtschaftung, die für die Entwicklung ihrer Heimat existentiell ist. In einem auch von der äthiopischen Regierung mitgetragenen Baum-Projekt 2006/07 initiiert vom Beverunger Förderverein wurde mit Jugendlichen durch Aufforstung eines mehrere Hektar großen, völlig verkarsteten Landstrichs die Notwendigkeit der Wiederbegrünung des von starker Dürre betroffenen Landes veranschaulicht.

++++- Bedauerlicherweise wurde Ende 2015 dieser Wald nach 10 Jahren gerodet, was aus ökologischer Sicht fatal ist in einer von schlimmen Dürren geplagten Region.-+++

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